4. FASTENSONNTAG

 

Evangelium nach Johannes (3,16-21):

 

Was wir da gerade in den beiden Lesungen gehört haben ist wirklich eine „Gute Nachricht“, eine „Frohe Botschaft“. Wenn diese Worte bei uns ankommen, uns wirklich innerlich treffen, dann sind sie irgendwie „atemberaubend“.

· Gott hat Jesus in unsere Welt gesandt, weil er uns liebt.

· Gott hat Jesus in unsere Welt gesandt, damit wir nicht verloren gehen, sondern ewiges Leben haben.

· Gott hat mit Jesus nicht einen Richter gesandt, um über uns zu urteilen oder uns zu verurteilen, sondern um uns zu retten.

Ich weiß: Diese Sätze habe ich im Lauf meines Lebens schon oft gehört. Sie sind irgendwie zu Floskeln geworden. Trotzdem: plötzlich haben sie mich wieder stark angesprochen. Was hier gesagt wird, ist nicht selbstverständlich, nüchtern betrachtet sogar eher unwahrscheinlich. Gott hat Jesus in unsere Welt gesandt, um uns deutlich zu machen, dass er uns, Sie und mich, liebt. Warum tut er das? Sind wir so „liebenswürdig“? Und nicht nur das: Je mehr ich über Gott nachdenke, desto größer wird er in meinen Augen. Er, der Schöpfer dieses unendlich großen und immer noch größer werdenden Universums, in dem er Leben möglich gemacht hat, Leben in unvorstellbar großen Variationen. Wie unvorstellbar groß muss dieser Gott sein, welche überwältigende Macht. Und dieser Gott soll mich lieben? Mich persönlich? Wer bin ich schon? Ein Staubkörnchen! Welche Bedeutung habe ich in diesem Universum? Ich staune, dass dieser Gott überhaupt Notiz von mir nimmt, dass ich für ihn von Bedeutung bin. Ich habe doch nichts, ich kann doch nichts tun, damit ich diese Aufmerksamkeit und Liebe von Gott auch nur annähernd verdienen würde.

Da fällt mir ein neugeborenes Kind ein: Es ist total hilflos, lebensunfähig, vollkommen von der Mutter abhängig. Jedes Tier kann in kürzester Zeit nach der Geburt schon auf den eigenen Pfoten stehen. Ein Menschenkind nicht. Dieses Kind wird von seinen Eltern geliebt, nicht weil es besondere Leistungen bringt, sondern einfach weil es da ist. Seine Eltern freuen sich. Das Kind ist mitten in ihrem Herzen. Sie möchten es schützen, dafür sorgen, dass es ihm gut geht. Dem Kind ist die Größe dieser Liebe nicht bewusst. So lange es ihm gut geht, denkt es nicht darüber nach. Ein Kind muss wachsen, reifer, erwachsen werden, damit das Bewusstsein von der Liebe seiner Eltern entstehen kann. Oft wird es einem Menschen sogar erst dann ganz deutlich, welchen Wert seine Eltern für ihn haben und hatten, wenn sie nicht mehr da sind.

Ist das nicht genauso mit unserer Beziehung zu Gott? Lebe ich nicht oft so wie ein Kind, dem nicht bewusst ist, wie es von Gott, seinem Schöpfer, geliebt ist? Im Alten Testament sagt Gott irgendwo: „Und auch wenn eine Mutter ihr Kind vergessen würde, ich - Gott - vergesse dich nie!“ Da kann man nur staunen über Gott ... und unendlich dankbar sein, sich glücklich fühlen.

Das Bewusstsein, geliebt zu sein, ist unheimlich wichtig für unser Leben, für unser Menschsein. Es ist sogar so, dass ein Mensch erst dann selbst lebens- und liebesfähig wird, wenn er Liebe erfahren hat und erfährt, sich geliebt weiß. Und auch, wenn ich von allen Menschen vergessen und übersehen werde: Gott lässt mich nicht fallen. Ich bleibe wertvoll, weil Gott mich liebt.

Deswegen werde ich nie verloren gehen, sondern ewig leben. Es ist wie ein Philosoph es formuliert hat: „Einen Menschen lieben heißt ihm sagen: Ich möchte nicht, dass du stirbst.“ Durch Jesus hat Gott gesagt: „Ich möchte nicht, dass du zugrunde gehst. Du bist gerettet aus jeder Form von Sinnlosigkeit, sogar aus dem Tod. Du wirst leben!“

Wer das nicht glaubt, verurteilt sich selbst, ist schon gerichtet, wie einer, der zu ertrinken droht und nicht bereit ist eine ihm entgegengestreckte rettende Hand zu ergreifen. Nicht Gott entscheidet über uns. Das hat er schon gemacht, indem er sich entschieden hat, uns zu lieben. Nicht er verurteilt uns, wir tun es selber. „Jeder, der an ihn glaubt, wird für immer leben und nicht verloren gehen“, sagt z.B. auch Paulus in einem seiner Briefe. Ist das nicht eine frohmachende, befreiende Botschaft die Gott uns durch Jesus zukommen ließ? Da kann man sich nur freuen.

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